Reisen - Deutschlandtour Das Buch In eine bessere Welt entstand auf meiner Reise durch Deutschland. Hier folgen ein paar Textauszüge aus dem Buch und die Bilder des entsprechenden Augenblicks auf der Reise. Das Haus schlief in der Zwischenwelt von Tag und Nacht, jener Stille, in der die Natur schweigt und ein Mensch stirbt. In dieser Stille verbarg sich ein Geheimnis. Mit einer Sicherheit, die einer langen und unglücklichen Bekanntschaft mit diesem Ort entsprang, bewegte sich ein Mann durch die Dunkelheit. Sein erstes Ziel war ein Rucksack, der sich in einen Schatten drückte, den das matte Licht durch das Glas der Haustür warf. Darin befanden sich unter anderem eine Angel, ein Schlafsack und ein kaltes, in ein Tuch geschlagenes Stück Metall. Diesen Dingen hafteten unterschiedliche Gefühle an: Aufbruch, Abschied und Sorge. Zudem war der Rucksack bis zum Rand gefüllt mit der Hoffnung auf eine bessere Welt. Dunkel, aber voller Kraft und Anmut streckten die Tannen sich dem Himmel entgegen. Der Duft dieser Hölzer trug ganz eigene Geheimnisse in sich. Traurige Weisheiten lagen im kräftigen, harzigen Geruch und die Geschichte eines verlorengegangen Mondes. Flechten und Moos wuchsen unter den erhabenen Bäumen. Plötzlich grüßte die Sonne mit ihrer ganzen ursprünglichen Kraft, stahl sich durch das dichte Nadeldach hindurch und fächerte zu tausenden schmalen Strahlen in das Heiligtum. Die Strahlen umflossen mich wie flüssiges Glück. Mir schauderte. Licht traf auf dunkles, geronnenes Harz, das Blut der Bäume und wurde zu Bernsteintränen. Moos schimmerte in der Farbe der Hoffnung. Ein Tautropfen schuf einen glitzernden kleinen Regenbogen. Ich dachte bei mir: Wir Menschen erschaffen Kathedralen, um dem Himmel nahe zu sein. Doch wenn es einen Gott gibt, steckt er in der Natur. Hinter ihm erstreckte sich eine grüne satte Wiese, ein guter Ort für mein Nachtlager. In dem hüfthohen Gras fühlte ich mich sicher. Das Zelt errichtete ich mit Eifer, und aufgebaut verschmolz es fast mit dem hohen Gras drum herum. Die Sonne beschloss sich noch einmal zu zeigen und sich der kommenden Dämmerung nicht ganz ohne Gegenwehr zu ergeben, ehe das Licht von der Schwärze gefressen würde. In den letzten Sonnenstrahlen stand mein kleines, dunkelgrünes, fast braunes Zelt, das mir in den nächsten Wochen eine Bleibe sein würde. Tief atmete ich die Luft ein. Frisch und kühl, wie geschaffen für junge Gedanken. Die feuchten Halme reichten mir bis zu den Knien. Mit der Isomatte drückte ich das Gras im Umkreis nieder und ließ mich hinab. Ich streckte und reckte mich, während die letzte Glut der Abendröte, die Landschaft in Flammen steckte, ohne sie zu verbrennen. Langsam entschlief ich der Welt, als hätte es die letzten Monate nicht gegeben. Ich hatte meine Heimat hinter mir gelassen. Glich dieser Aufbruch nicht einem Klavierspiel, dessen Verlauf man noch nicht kannte? Also saß ich dort, hielt inne und lauschte den einzelnen Tönen, die in mir erklangen. Die Sehnsucht schlich über die Tasten und ließ die Melodie eines ehrwürdigen und verheißungsvollen Lebens erklingen. Auf den Stufen zur Freiheit, die so viel mehr bedeuteten als ein einziges Wort beschreiben konnte, wankte ich aus dem Dunkeln in ein sanftes Licht. Nebel verwischte alles, was war, und die Klänge verwandelten sich in leuchtende Farben, die in grünen, violetten und magentafarbenen Fäden durch die Umgebung streiften. Sie umfingen mich und der Nebel löste sich auf in gleißendes Sonnenlicht … Hier durfte ich wieder stark sein. Ich spazierte über saftige Wiesen, sah den azurblauen Himmel, weiße wattige Wolken, die mir den Weg zeigten. Melodisches, klanghaftes Wohlbefinden leitete mich. Ich schmeckte literarische Weisheit und fühlte blaues, flüssiges Glück. Erfüllt von unbändiger Energie und grenzenloser Liebe zu dieser Welt ließ ich alle weltlichen Begleiter fallen. Eine florale Tasche fiel schwerelos zu Boden, die Flasche mit dem Wasser löste sich auf in bunte Lebensfreude und ich begann, in Gedanken zu laufen. In eine bessere Welt.
Vor mir lag der See aus meinem Traum. Der See war tief genug, damit auf seinem Grund Geheimnisse sicher verborgen lagen. Dieser See lag glatt und unberührt vor mir. Ich hockte mich hin und schöpfte Wasser aus dem See in die hohle Hand. Ehrfurcht ergriff mich und ich sprach mit tiefer belegter Stimme: „Klar und rein ist das Wasser Ursprung der Weisheit, und unsere Worte können wie Steine Wogen darin schlagen.“
In eine bessere Welt Ich widme diese Geschichte einer Welt voller Magie, Schmerz und Liebe, in der das Herz der Dinge enthüllt vor uns liegt.
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